Cooties, das: imaginäre, höchst ansteckende Krankheit, die seit den 1950er Jahren US-amerikanische Kinder zwischen ca. vier und elf Jahren befällt.
Alle gleichaltrigen Mitglieder des jeweils anderen Geschlechts sind grundsätzlich mit C~ infiziert und sind deshalb zu meiden. Anstecken kann man sich durch jeglichen Kontakt mit Infizierten. Direkter Körperkontakt ist besonders gefährlich, aber auch ein Gespräch oder das Verleihen eines Bleistifts kann C~ von Jungen auf Mädchen und von Mädchen auf Jungen übertragen. Wenn man sich mit C~ angesteckt hat, machen die Mitglieder des eigenen Geschlechts den frisch Infizierten zuverlässig darauf aufmerksam. Außerdem ist Obacht geboten: Frisch Infizierte können auch die eigenen Geschlechtsgenossen anstecken. Dies gilt es durch lautes Rufen zu verhindern.
Die drohende Gefahr, sich mit C~ anzustecken ist eine willkommene Ausrede, nicht in die Nähe von Infizierten kommen zu müssen. Den einzigen bekannten Schutz vor dem heimtückischen C~ bieten Impfungen, die mit dem Zeigefinger auf dem Unterarm injiziert werden. Am wirkungsvollsten ist diese Maßnahme, wenn sie von einer Freundin oder einem Freund durchgeführt wird. In manchen Regionen ist es möglich, sich selbst zu heilen, bzw. zu schützen. Dafür malt man mit dem Zeigefinger zwei imaginäre Kreise auf dem Unterarm des Betroffenen, die – je nach Impfungstyp – von zwei Tippen, Schnitten, Quadraten oder Geraden gefolgt werden. Währenddessen spricht man die entsprechende Schutz-Formel:
„Circle, circle, dot, dot. Now you/I’ve got the cooties shot!“
„Circle, circle, square, square. Now you/I have it everywhere!“
„Circle, circle, knife, knife. Now you/I’ve got it for your/my life!“
„Circle, cirle, line, line. Now you/I have it all the time.
In den nordischen Kulturen gibt es ähnliche Krankheiten: Die Mädchen in Schweden sind infiziert von tjejbaciller (Mädelbazillen) und die Jungen leiden unter killbaciller (Burschenbazillen); dänische und norwegische Kinder haben pigelus bzw. jentelus (Mädchenläuse) und drengelus bzw. guttelus (Jungenläuse). Zwar infizieren sich auch im deutschsprachigen Raum Tag für Tag Kinder mit C~; die Krankheit ist bisher jedoch nahezu unbekannt, da schlicht und einfach ein Wort dafür und entsprechende Schutzmaßnahmen fehlen. Ebenso wie in den Vereinigten Staaten von Amerika erkennt man hierzulande eine C~-Infektion an den lauten Iiih-Rufen und den ausgestreckten Zeigefingern der Altersgenossen.
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Danke an den Kollegen S., meinen Worthelden der Woche, der diesen wunderbaren Sprachfund in mein Leben spülte. Wie konnte ich nur meine Kindheit ohne Cooties-Impfung überstehen?
Bildnachweis: „Shigella flexneri invading embryonic stem cell“ von David Goulding, Wellcome Trust Sanger Institute (Wellcome Images). CC BY-NC-ND 4.0