Ich war dieser Tage mal wieder im Kino, ausnahmsweise mehr so zufällig. Ich sah mir „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ an (hier geht’s zum Einstimmungs-Trailer). Der Film hat inzwischen einige Preise gewonnen und viel Lob erhalten, doch an mir war er bis dahin vorbeigegangen. Er stellte sich jedoch als einer dieser Glückgriffe heraus, die ich am besten völlig ahnungslos auf mich zukommen lassen sollte.
Es geht dabei um die Produktion eines Kohlhaas-Films, bei dem nach dem ersten, vielversprechenden Drehtag die Sponsoren abspringen. Der Regisseur Lehmann versucht dennoch, den Film mit den ihm zu Verfügung stehenden, sehr beschränken Mitteln umzusetzen. Mit großer Überzeugungskraft arbeitet er an der Verwirklichung seines Traums. Dabei muss er enorme Abstriche in Kauf nehmen, versucht aber beharrlich, das Bestmögliche rauszuholen. So werden die fehlenden Pferde (des Pferdehändlers Kohlhaas …) durch Kühe, Bullen und ein Schaf ersetzt und die örtlichen Dorfbewohner springen als Schauspieler ein. Realität, Film und Fantasie verschwimmen im Laufe des Produktionsprozesses für Lehmann immer mehr. Dieser schleichende Realitätsverlust und die Kompromisse, die er eingehen muss, wirken teils heroisch, teils tragisch, manchmal sogar beklemmend. Doch es gibt auch zahlreiche witzige und völlig absurde Stellen, bei denen ich laut lachen musste. Sie dienen nicht nur als Comic Relief, sondern auch der puren Unterhaltung und sorgten dafür, dass ich das Kino mit einem fetten Grinsen verließ.
Trotz aller Absurdität ist dieser Film ein Plädoyer dafür, an seine Träume zu glauben, nicht aufzugeben und gegen alle Widrigkeiten weiter für sie zu kämpfen. So stellt Lehmann zu Beginn der Produktion klar:
„Heute Nacht kam ein Gespenst zu mir, um meinen Traum zu fressen. Ich hab’s totgeschlagen. Einmal, zweimal, dreimal. Diesen Kampf darf ich nicht verlieren.“
Dieses Zitat und die zugehörige Szene werden mich noch eine Weile begleiten. Trotzdem bin ich gespannt, ob ich den Film auch in einigen Monaten noch mag, er mich wieder berührt und ich wieder so viel Spaß dabei haben werde. An jenen Abend passte er perfekt.
P.S.: Der Abspann ist ganz groß!