Gute Vorsätze habe ich mir abgewöhnt. Jahr für Jahr fiel mir nichts Ordentliches ein, was ich wirklich verändern oder weglassen wollte und ich habe mich mit Pseudo-Vorsätzen über Silvester gerettet. Jetzt weiß ich, dass ich immer an meinem Leben und an mir rumoptimieren möchte, wenn ich Potenzial sehe, nicht nur, weil zufällig ein neues Jahr angefangen hat. Ich habe also keine eigentlichen Vorsätze, aber natürlich habe ich mir etwas vorgenommen und Pläne für dieses Jahr. Hauptsächlich sind das Dinge, von denen ich weiß, dass sie mir gut tun. Die Vergangenheit hat mich gelehrt, dass planen zwar Spaß macht, aber eigentlich naiv ist: Leben ist das, was dazwischen kommt. Es lohnt sich also, dem Zufall mehr Raum zu geben und mich von den Abenteuern überraschen zu lassen, die hinter der nächsten Planänderung auf mich warten. Natürlich mache ich trotzdem Pläne und träume davon ein paar Ziele von meiner ‚bucket list‘ zu streichen, aber das klappt bestimmt trotzdem. Irgendwie.
Im letzten Jahr habe ich viel Neues ausprobiert und mich aus meiner Komfortzone gewagt: ich habe meine erste Barcamp-Session gehalten, war Segelfliegen, Paragliden und mit Delfinen schwimmen, bin 5.000 km auf der linken Straßenseite gefahren und einem Chor beigetreten, war auf fremden Konferenzen, habe getestet, wie ein Seeigel schmeckt und wie man einen großartigen Projektplan erst entwirft und dann erfolgreich verwirft. All diese Erfahrungen haben mich bereichert und ich habe viele spannende Menschen kennengelernt. Manche Erlebnisse haben sogar eine Kettenreaktion von anderen tollen Ereignissen und Chancen ausgelöst und mich auf erstaunliche Pfade geführt.
Vor einiger Zeit las ich den klugen Ratschlag, man solle jeden Tag etwas Neues ausprobieren, um seinen Horizont zu erweitern und neue Hirnverschaltungen zu ermöglichen. „Jeden Tag“ kommt mir allerdings im Alltag sehr ambitioniert vor. 365 bewusst herbeigeführte Neuigkeiten in einem Jahr klingt hingegen realistischer, aber ein halber Monat ist schon wieder um. Das könnte in Stress, Zwang und Frust ausarten. Trotzdem möchte ich dem Zufall weiter auf die Sprünge helfen und dem Abenteuer den Weg bereiten. Und nicht aus Versehen in Einheitsroutine abrutschen. Deshalb habe ich mir die Aufgabe gestellt, in diesem Jahr mindestens 150 Premieren bewusst zu erleben, neue Wege zu gehen, Unbekanntes zu entdecken, Beängstigendes auszuprobieren. Weil ich mit den Challenges während meiner letzten großen Reise gute Erfahrungen gemacht habe, nehme ich auch wieder Aufträge entgegen. Wenn ich erst einmal Übung habe, fällt mir im Alltag bestimmt auch ganz viel Neues auf, das darauf wartet ausprobiert zu werden. Vielleicht komme ich ja auch auf 200 Premieren? Vielleicht aber nur auf 50; Das wäre auch okay. Jede Abstecher aus der Routine ist wertvoll und bereichernd.
Der Start in 2014 war schon vielversprechend: Ich habe zum ersten Mal selbst mit Kokosmilch gekocht, meinen allerersten Rollenspielabend erlebt, ein neues Restaurant getestet, das sich als sehr lecker erwies, nach drei Jahren in dieser Stadt endlich eins der Top-Ausflugsziele erkundet und eine abenteuerliche Zitrusfrucht gekauft, deren Namen ich sofort wieder vergessen habe. Die nächsten beruflichen Premieren stehen auch schon vor der Tür. Ich habe zwar nicht unbedingt vor, jedes kleine Abenteuer hier zu teilen, aber vielleicht hat ja jemand Lust, in diesem Jahr ebenfalls 150 Premieren zu erleben? Ich freue mich über eure Erfahrungen und eure Inspiration.