Neulich fragte mich einer meiner aktuellen Lieblingsautoren ganz freundlich und hoffnungsvoll nach einem Ersatz für die Aushängebögen, die früher zur Vorab-Qualitätskontrolle der Bücher dienten. Er habe zwar schon so viele Bücher veröffentlicht und wisse inzwischen ja, dass es die Aushängebögen in der Form nicht mehr gäbe, aber auch nach all seinen Veröffentlichungen sei er auch bei diesem Projekt wieder voller Vorfreude und hätte gerne eine Erinnerung an den Produktionsprozess. Schweren Herzens musste ich ihm schreiben, dass wir heute leider nur noch ganz unromantisch Dateien hin- und herschicken, auch mit der Druckerei, und ich ihm leider keinen Ersatz anbieten könne, außer einem Ausdruck der Umbrüche, den er bereits vorliegen hatte. Eine Druckvorlage oder einen physischen Kontrollbogen, so wie er es sich vorstellte, gibt es nicht mehr.
Da wurde mir mal wieder bewusst, wie sehr das Bücher-Produzieren und – wenn ich ehrlich bin – auch Bücher an sich ihren Zauber für mich verloren haben, seit ich in der Buchbranche arbeite. Klar haben die Geschichten, die in Büchern erzählt werden, nicht ihren Zauber verloren; aber ich bin kritischer geworden. Meine eigenen Bücher zuhause behandele ich weiterhin gut, aber die Ehrfurcht von früher ist längst verflogen. Bei allem Spaß an Büchern und trotz dieses magischen Moments, wenn das Buch, dessen Produktion so viel Nerven gekostet oder auch Freude gemacht hat, endlich auf meinem Schreibtisch liegt, sind Bücher auch zu einer Ware geworden. Der Wert eines einzelnen hat sich angesichts der Fülle merklich reduziert. Es macht nicht immer Spaß hinter die Kulissen zu gucken.
Zum Glück werde ich aber immer mal wieder daran erinnert, dass diese Sicht mein brancheninternes Problem ist. Neben den Autoren, die ihre Vorfreude und Begeisterung mit mir teilen, habe ich eine gute Freundin, die jedesmal ganz verzückt ist, wenn sie während der Fachbesuchertage auf die Frankfurter Buchmesse kommen darf. Was für uns Verlagis Buchmessenhype, Action, Termine und ein Wiedersehen mit wunderbaren, bekannten Menschen bedeutet, ist für sie faszinierendes Abenteuerland: geheimnisvoll, exotisch und glitzernd. Wenn ich auf der Messe einen Kaffee mit ihr trinke, färbt ein bisschen ihres Staunens auf mich ab und ich kann wieder sehen, wie magisch die Buchbranche doch ist.
Bildnachweis: „Book-Off“ von Andrew Subiela (flickr.com). CC BY 2.0